Aus dem Badener Lehrstück vom Einverständnis |
sowie Erinnerungen der Regierungschefs von zwei deutschen Staaten |
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Dritte Untersuchung |
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[DER FÜHRER DES GELERNTEN CHORS oder der ÜBERSETZER IM PUBLIKUM wendet sich an die Menge: |
Betrachtet unsere Clownsnummer, in der Menschen einem Menschen helfen!] |
KOHL: Heute ist es ein schöner Abend, Herr Ministerpräsident. |
SEITERS: Was sagen Sie zu dem Abend, Herr Ministerpräsident. |
MODROW: Ich finde ihn nicht schön. |
KOHL: Wollen Sie sich nicht setzen, Herr Ministerpräsident? |
SEITERS: Hier ist ein Stuhl, Herr Ministerpräsident, warum antworten Sie uns jetzt nicht? |
KOHL: Kannst Du nicht sehen: Herr Ministerpräsident wünscht den Mond zu betrachten. |
SEITERS: Du, sag mir mal, warum kriechst du Herrn Ministerpräsidenten immer in den Arsch? Das belästigt Herrn Ministerpräsidenten. |
KOHL: Weil Herr Ministerpräsident so stark ist, darum krieche ich Herrn Modrow in den Arsch. |
SEITERS: Ich auch. |
MODROW: Sie / Wir erinnerten nur äußerlich an David und Goliath. Der Bundeskanzler und der Ministerpräsident, im Hotel Bellevue für Fotografen und Kameraleute auf Dresdner Barock plaziert, waren an diesem 19. Dezember 1989 nicht zum Kampf angetreten, sondern zum Gespräch. |
Geduldig hörte sich Kohl meine Forderung an, die BRD solle die Wirtschaft der DDR im Jahr 1990 mit einem Lastenausgleich in Höhe von 15 Mrd. DM stützen ... Der Bundeskanzler zeigte zu diesem Zeitpunkt grundsätzliches Verständnis für eine solche Position. |
Januar 1990 |
Ein erstes Zeichen dafür, daß sich die Bonner Regierung nicht an die in Dresden verabredete Politik halten wollte, erhielt ich am 12. Januar. Während einer Beratungspause der Volkskammer traf ich mit Bundesfinanzminister Theo Waigel zusammen. Seine einzige Botschaft war, daß es die erhofften Zahlungen aus Bonn an die DDR nicht geben werde. [Denn inzwischen waren für den 6. Mai freie Wahlen für die Volkskammer angesetzt, und da sollte die Bundesregierung als Retterin in der Not erscheinen.] |
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