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Auftritt (Entrée) der Vier

(wer wen fürchtet)

Die Teilnehmer aus Frankreich, Großbritannien, den USA und der ehemaligen Sowjetunion nehmen ihre Plätze ein. Die folgende kurze Zusammenfassung aus dem Buch von Zelikow/Rice kann von einem der vier verlesen werden und/oder projeziert und wie folgt ins Deutsche übersetzt werden:

Am späten 5. Juni 1945 versammelten sich im zerstörten Berlin einige der Generäle, denen die deutsche Niederlage zu verdanken war. Es ging lebhaft zu, aber kaum feierlich. General of the Army Dwight D. Eisenhower, Marschall der Sowjetunion Georgi Schukow, Field Marshal Bernard Montgomery und Général d’Armée Jean de Lattre de Tassigny unterzeichneten ein Dokument, das verkündete, was jedem klar war: Die »Vier Mächte« hatten die Regierungsgewalt über Deutschland übernommen, und Deutschland hatte sich »allen Forderungen, die ihm jetzt oder später auferlegt werden«, zu unterwerfen.

Am Mittwoch, dem 12. September 1990, gaben die Außenminister der Vier Mächte die Rechte auf, die ihre Armeen 1945 gewonnen hatten. Diesmal saßen die Deutschen  aus Ost und West  mit am Tisch. Wieder waren die Umstände einfach und unspektakulär. Die Zeremonie fand nicht im Kreml statt, sondern in der Halle des Parteihotels Oktjabrskaja, was das Gefühl der Ernüchterung noch verstärkte. Die Sieger des Zweiten Weltkriegs verzichteten mit weniger diplomatischem Pomp auf ihre Rechte und Verpflichtungen in bezug auf Deutschland, als bei all den Handels- und Abrüstungsabkommen während des Kalten Krieges aufgewendet worden war.

 

[Ein Kind trägt etwas vor.

DAS KIND:

Es fürchte(n) die Götter das Menschengeschlecht, (den Deutschen erst recht, es fürchte die Götter das Menschengeschlecht, der Deutsche erst recht,) sie haben Macht und brauchen sie, wie’s ihnen gefällt. Der fürchte sie mehr,    den sie erheben! Auf schroffen Klippen stehn ihre Stühle um den goldnen Tisch. Erhebt sich ein Zwist, so stürzt der Gast unwiederbringlich ins Reich der Nacht, und ohne Gericht liegt er gebunden in der Finsternis. Sie aber lassen sich’s ewig wohl sein am goldnen Tisch. Von Berg zu Bergen schreiten sie weg, und aus der Tiefe dampft ihnen des Riesen erstickter Mund, gleich andern Opfern ein leichter Rauch. Von ganzen Geschlechtern wenden sie weg ihr segnend Aug und hassen im Enkel die ehmals geliebten und nun verworfnen Züge des Ahnherrn.

So sangen die Alten, und Tantal horcht in seiner Höhle, denkt seine Kinder und seine Enkel und schüttelt das Haupt.]

Nach dem »Auftritt der Vier.« gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie es weitergeht. Zum einen, daß ein Moderator auftritt und ungefähr mit den Worten beginnt:

Wir aber beginnen hier vor Ihnen, was man eine Rückblende nennt ...

Zum anderen, daß mit dem »Auftritt der Vier.« der Rahmen für eine Diskussion der Teilnehmer aus den 4+2-Staaten geschaffen wird.*

 

* Dazu könnten sich die Vier von der Galerie (des Lichthofs der Musikhochschule) ins Parterre begeben, wo sie von den beiden deutschen Teilnehmern erwartet werden. (Womit schon einmal szenisch einem Anliegen Ausdruck gegeben würde, von dem in der Diskussion gegebenenfalls die Rede sein wird. Genscher, S. 715: »Jeder Anschein, die Vier würden über Deutschland verhandeln, mußte vermieden werden. Daraus ergab sich die im Titel der Konferenz genannte Reihenfolge: Zwei plus Vier, nicht Vier plus Zwei.« “Genscher war hochzufrieden mit dem Sechser-Mechanismus  mit einer wichtigen Einschränkung: »Es muß ›Zwei plus Vier‹ heißen, denn es kommt auf uns an.« (...) daher dürfe weder von »Vier-plus-Zwei« noch von »Sechser-Gesprächen« die Rede sein.” Genschers Büroleiter Elbe in: Richard Kiessler / Frank Elbe, Ein runder Tisch mit scharfen Ecken, Baden-Baden 1993, S. 87f.) Vorher könnte noch das britisch-französische Gespräch stattfinden. Und auch danach kann sich der Abstieg noch verzögern. (»Moskau und Paris zogen Vier plus Null vor, und London dachte ähnlich.« Robert D. Blackwill, damals Leitender Direktor für europäische und sowjetische Angelegenheiten des Nationalen Sicherheitsrates der USA, in: Deutsche Vereinigung und amerikanische Diplomatie, in: Außenpolitik 3/1994, S. 215.) - Der Vortag des Kinds stammt (bis auf die Teile in Klammern) aus der “Iphigenie auf Tauris” (erste Fassung) von Johann Wolfgang Goethe.   

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