im Leichenwagen

Der im Artikel der Süddeutschen Zeitung erwähnte Leichenwagen (“... was heute ... beerdigt wird, bleibt der Interpretation jedes Einzelnen überlassen? Eine Epoche? Die Bonner Republik?”) konnte in der Silvesternacht nur in Bremen mitfahren; in München war er vom Ordnungsamt verboten worden.

Anmerkungen eines Leichenwagenfahrers

Bei Unterhaltungen mit Kollegen, was man denn an Sylvester gemacht habe, habe ich erzählt, daß ich Sylvester damit zugebracht habe, einen Leichenwagen zu fahren, und was wir in Bremen gemacht haben. Erst war die Reaktion etwas Verblüffung und dann zum Teil Gelächter und diebische Freude bei den Meistern, vor allem aber Zustimmung, daß wir den Mahagonnys die Milleniumsbesoffenheit ein wenig versalzen haben. Während einer Verhandlung erzählte ich es auch noch der Firmenjustiziarin, die, nachdem ich ihr erläutert hatte, was dort abgelaufen war (sie kannte Mahagonny), sichtlich schockiert war und dann nur etwas säuerlich feststellte, sie hätte Sylvester so etwas Anspruchsvolles nicht gemacht, wäre lediglich Essen gegangen und dann Tanzen gewesen.

I. (Arbeiter, Betriebsrat in der norddeutschen Metallindustrie)

aus den Zuschriften vor dem 31.12.1999:

Sehr geehrte Frau Ebell,  gute, sehr gute Idee. Leider werde ich Silvester nicht dabei sein - wir sind stadtflüchtig. Schöne Grüße

Hans Magnus Enzensberger

Sehr geehrte Frau Ebell, Euer Vorhaben finde ich interessant und, was noch mehr wiegt: richtig. Das Fernsehen wird an diesem Tag platzen vor organisiertem Spaß u. verwalteter Freude. Vielleicht werden die Kästen sogar erröten, wenn von hohen Herren die Zukunft gemalt wird in rosigen Farben u. das Vergangene Errungenschaft genannt. Da stünde es einer Stadt gut an, wenn wenigstens auf den Straßen ein paar Seifenblasen platzen würden. Das müßte man einem Kulturreferenten doch vermitteln können. Ich selbst bin an diesem Tag auf der Flucht vor allem u. nicht da. Gott sei Dank! Und wenn er schon tot ist, dank ich mir.

Ihr Bierbichler. Besten Gruß an Hanne Hiob.

Das Foto auf der Eingangsseite zeigt, v. links nach rechts, u.a.: Jennifer Minetti, Ursel Ebell und Hanne Hiob.

MAHAGONNY F  O  R  U  M

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